Arbeitsorganisation: Projektisierung Ein wachsender Anteil des Arbeitsvolumens wird für Projekte aufgewendet, die Arbeitsorganisation wird flexibler – und unübersichtlicher. Wie kann eine an Prozessketten gewöhnte Organisation da mithalten?
Als das vergangene Jahrhundert noch jung war, wurde die Optimierung des Produktionsprozesses zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Das um 1910 von Fredrick W. Taylor begründete Prinzip der «wissenschaftlichen Unternehmensführung» verstand den Menschen als Teil der Industriemaschinerie mit effizienten, ewig gleichen Prozessketten. Auch wenn die strikte Fliessfertigung meist durch produktivere Varianten ersetzt wurde: Die Prozessorientierung und -optimierung bildete weiterhin das Rückgrat der Arbeitsorganisation.
Bildete. Denn jetzt, ein ganzes Jahrhundert später, verliert sie an Bedeutung. Hochspezialisierte Mitarbeitende kooperieren stattdessen immer häufiger in permanent wechselnden Projekten. Der Prozess tritt in den Hintergrund. Vor allem wenn es um Innovation, Restrukturierung oder Veränderung geht, entscheiden sich auch sonst noch von linearen Abläufen geprägte Unternehmen für Projektarbeit.
War früher das Projekt die Ausnahme von der Prozess-Regel, so drehen sich derzeit die Verhältnisse um: Das Projekt wird zum Normalfall, die Projektisierung von Arbeit zum Organisationsprinzip. Die Mitarbeiter hoppen von Arbeitsprojekt zu Arbeitsprojekt, in immer neuen Konstellationen und Teamzusammensetzungen, je nachdem wo ihre Kompetenz, ihr Wissen gebraucht werden.
Projektförmiges Arbeiten als Normalfall? Der Nachwuchs ist längst reif dafür. «Aufgewachsen in einer Zeit, in der Wandel der Normalzustand, Globalisierung Realität, die digitale Welt Alltag ist, suchen sie schnellen Wechsel, ehrliches, häufiges Feedback, klare Rahmenbedingungen für Budgets, Ziele, Termine, aber maximale Autonomie für den Weg zum Ziel, suchen Autoritäten, die fachlich oder persönlich Vorbilder sind, statt Autoritäten, die nur auf Hierarchie gründen», sagt die Management-Beraterin Betty Zucker.
Den Unternehmen bleibt also gar nichts anderes übrig, als sich ebenfalls für die Projektisierung zu öffnen. Dabei, so Rudi Wimmer, Professor für Arbeitsorganisation an der Universität Witten-Herdecke, sei es wichtig, den internen Projektnomaden eine „organisationale Heimat” zu geben: eine Zugehörigkeit. Damit könnten sie den Projekt-Hoppern die immer wieder in neue Rollen schlüpfen, neue soziale Identitäten herausbilden, eine feste Orientierung geben sowie Kommunikations- und Lerngelegenheiten schaffen.
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Personaldienstleister: swissstaffing.ch/Mitglieder
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Arbeitsorganisation: Projektisierung
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Arbeitsplatz: Cubicles und Coffices
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3
Migration: Global Working
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4
Urbanisierung: Lockruf der Städte
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5
Weiterbildung: Gig Learning
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6
Personalberater: Micro-Headhunting
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7
Agenten: Gigenten
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8
Arbeitszeit: 24/7/365
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9
Wirtschaftsstruktur. Das Ende der Konzerne
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Arbeitsrecht: Jobber-AGB